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Dezember 2009 Das IWCA Herbsttasting ist traditionell auf interessante oder seltene Abfüllungen ausgerichtet. Auch die diesjährige Reihe entsprach voll diesen Kriterien – zumindest in der einen oder anderen Richtung…Die Zeitangabe c.t. interpretierten diesmal einige Teilnehmer recht großzügig und es bedurfter einiger Drams der Black Bottle aus unseren eisernen Beständen, um die Wartezeit angenehm zu gestalten 😉
Der Highland Park Capella starte schließlich den Abend offiziell als leichter (40%) Single Malt aus dem hohen Norden. Die Orkney Inseln waren in der Vergangenheit oft Schauplatz geschichtsträchtiger Ereignisse. Im Norden der Hauptinsel wurde Mitte des 19.Jahrhunderts Skara Brae, ein Dorf aus der Jungsteinzeit, durch einen Sturm aus dem Sand freigespült, das vor etwa 5000 Jahren möglicherweise durch einen Tsunami in den Dünen verschüttet worden war. Sorgfältig restauriert und zum Weltkulturerbe erklärt, ist Skara Brae heute die größte und am besten erhaltene Siedlung aus dieser Zeit in Europa. Im Süden gibt es dagegen eine Sehenswürdigkeit aus der jüngeren Vergangenheit. Im zweiten Weltkrieg wurden etwa 500 von den Briten in Nordafrika gefangen genommene italienische Soldaten zur Zwangsarbeit auf den Orkneys verpflichtet. Innerhalb von drei Jahren bauten diese einen Damm, der eine Reihe von Inseln miteinander verbindet. Untergebracht in relativ bequemen Baracken und offenbar gut behandelt, beschlossen die Gefangenen – unter ihnen Domenico Chiocchetti- in ihrer kargen Freizeit eine Kapelle zu bauen. Diese Kapelle, in der Zwischenzeit mehrmals von Chiocchetti selbst und anderen liebevoll restauriert, ist heute als Erinnerungsstätte Ziel von Besuchern aus aller Welt. Zum 60. Jubiläum dieses Bauwerkes hat Highland Park eine eigene Abfüllung kreiert, die mit 5400 Flaschen limitiert und anfangs nur in der Destillerie erhältlich war. Ein Abfüllung, die aus 12jährigen und 27jährigen Malts besteht und in der gekonnt eine leicht nussige Süße und frisches Malz mit dezenter Rauchigkeit verschmelzen.
Mit der neuen Version des 17jährigen Old Pulteny ging es weiter. Diese nördlichste aller Destillerien auf dem schottischen Festland zeichnet sich durch extreme Fruchtaromen in ihren Single Malts aus. Die Abfüllung erinnnert an Apfelmus mit Gewürzen und hinterlässt einen leicht salzigen Eindruck. Martine Nouet gibt diesem Malt beachtliche 9 Punkte und Dave Broom lässt sich mit 8 ¼ auch nicht lumpen. Zusammengefasst ein komplexer Whisky, der einen erfahrenen Geniesser erfordert.
Das Jahr 1968 war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und die Whiskyindustrie in Schottland hat in diesem Jahrzehnt die wahrscheinlich besten Destillate, die heute noch erhältlich sind, produziert. Eine Abfüllung der Glenugie Destillerie aus diesem Jahr war der nächste Single Malt in der Reihe. Über diese Destillerie an der Ostküste gibt es nicht viel zu sagen, außer dass sie nach ihrer Gründung am Anfang des 19.Jahrhunderts viele Jahre lang in Betrieb war und dann das Schicksal vieler Brennereien teilte, deren Produkte 100 Jahre später nicht mehr so gefragt waren. Immer wieder geschlossen und den Besitzer gewechselt arbeitete die Anlage nur mehr gelegentlich, bis sie 1985 endgültig geschlossen und dann auch gleich abgerissen wurde. Unabhängige Abfüller haben noch Fässer, die von Zeit zu Zeit auf den Markt kommen. So auch Gordon & MacPhail, die mit diesem Whisky sicherlich polarisieren. Hier einige Eindrücke von Martine Nouet: getostetes Brot, Bauernhof, Heustadl, nasser Hund auf der einen Seite und exotische Früchte, dunkle Schokolade und ein Hauch von Rauchigkeit dagegen auf der anderen Seite. Michael Jackson, vor zwei Jahren verstorbener Whiskypapst, sah das noch extremer: der Whisky riecht wie Bertie Bassetta’s Hut (könnte interessant sein, Bertie kennenzulernen…) und hat gleichzeitig die Aromen eines Früchtekuchens und Gewürztöne wie Fenchel und Lakritze….mit 7 ¼ bzw. 8 Punkte wurde er von beiden jedoch hoch bewertet und fand in unserer Gruppe ebenfalls großen Anklang.
Dann kam die Pause und mit ihr ein leichter mediterraner Snack. Es gab von Gerald vorbereitete Fleischbällchen „Cacciatore“, also in einer mit Oliven, Gemüse und anderen Köstlichkeiten zubereiteten Tomatensauce und natürlich hatte auch diese Stärkung etwas mit Whisky zu tun. In der Fleischmasse war genügend Talisker – Distillers Edition of course – um keine Entzugserscheinungen während der Pause aufkommen zu lassen.
Für die Kelten, die ja auch in unseren Breiten lebten, war Samhain das größte und wichtigste Fest im Jahreskreis, dem niemand fernbleiben konnte. Das Tor zur “Anderswelt” war in dieser Zeit geöffnet und die Toten durften ihre lebenden Verwandten und Freunde besuchen und ihnen dabei Glück bringen. Zugleich stand während Samhain die Zeit still und so konnte das Fest konnte auch schon mal zwei Wochen dauern. Ein Fest der Freude war es, bei dem viel gelacht, gesungen, gegessen und getrunken und auch geheiratet wurde, und es hatte nichts zu tun mit dem Trauertag, den die katholische Kirche später daraus gemacht hatte…
Zurück in die Gegenwart: Unter der Organisation von McSchuly nahmen wir an einem Ghostwalk durch die Grazer Innenstadt teil. Ein professioneller Führer und Erzähler empfing uns am Franziskanerplatz und begann gleich an dieser Stelle mit Geschichten, deren Wahrheitsgehalt wir gar nicht erst überprüfen wollten. Etwa die des jungen Leutnants, der ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau begann und deren betrogener Ehemann ihn im Kampf mit dem Schwert durchbohrte und so tötete. Um die Leiche verschwinden zu lassen, zerteilte er den Toten, löste das Fleisch von den Knochen und verstaute alles in getrennten Säcken, die er unter seinem Bett vorläufig versteckte. Erschöpft von dieser Tat warf er sich auf das Bett. Sein großes Gewicht auf der dünnen Matratze drückte auf einen der darunterliegenden Säcke und ein großer Knochen sprang heraus, traf das neben dem Bett liegende Schwert und dieses wurde hoch in die Luft geschleudert. Beim Herabfallen durchstieß es die Brust des betrogenen Ehemanns und Mörders und nagelte ihn mitsamt dem Bett an den Boden.
Geschichte um Geschichte hörten wir, eine grausiger als die andere: Jungfrauen wurden zu Saft gepresst, Menschenfleisch faschiert und in Würste verarbeitet und so weiter und so fort… Schließlich gegen Ende der Tour erreichten wir das Portal einer großen Bäckerei in der Hofgasse und lauschten frierend der Beschreibung einer Tat, die ein Bäckermeister in vergangenen Tagen an seiner ständig plappernden Frau begangen hatte. Einige aufeinanderfolgende Feiertage bildeten den passenden Rahmen für seine Erklärung an die Nachbarn, derzufolge seine Frau gerade einige sehr entfernt wohnende Verwandte besuchen wollte. Währenddessen erschlug er sie am frühen Morgen und trocknete ihre Leiche im größten seiner Backöfen langsam aus. Am Abend dann schleppte er die trockenen Überreste zu seiner eigenen Mühle und vermahlte diese zu einem feinen Pulver, das er unter das gewöhnliche Mehl für seine Brote und Kuchen mischte. Über die nächsten Tage hinweg lobten all seine Kunden den feinen Geschmack und die ungewöhnliche Lockerheit seines Gebäcks…
Von soviel Schauergeschichten erschöpft und von der nasskalten Witterung schon etwas unterkühlt, machten wir uns auf den Weg zurück ins Steirerpub, wo schon feine Würste und frisches Brot uns erwarteten….
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Oktober 2009 Whisky und Käse. Nach monatelangen Vorbereitungen (nein, so lange hatte es dann doch nicht gedauert :-), war es am Freitag, 22.10. dann endlich soweit: Käse und Whisky sollten zusammen verkostet werden. Als Gemeinschafts-eranstaltung der Fa.Berglandmilch und dem Islay Whisky Chapter geplant, stammte die Idee dazu von Helmut „McSchuly“ Schulhofer, der als Hausherr das Steirerpub von 19:00 bis 23:00 dafür auch exklusiv zur Verfügung stellte. Und diese Zeit brauchten wir auch. Obwohl wir im Zuge eines Vorbereitungsgespräches während einer Exkursion zur Fa.Berglandmilch in Voitsberg schon eine Vorauswahl getroffen hatten, war jede Menge Käse vorbereitet. Ing.Josef Stiendl, Käsesommelier und Leiter der Käseakademie, hatte vorsorglich alles mitgebracht, was in Österreich so am Markt zu finden ist.


August 2009 Impressionen von den steirischen Highland Games zum ersten Mal beim Lipizzaner-Franzl südöstlich von Graz.